Flößerabend mit Camillo Huber Braun, Leiter des Stadtplamnungsamts der Landeshauptstadt Wiesbaden zum Thema "Stadtentwicklung und städtebäultiche Projekte in Mainz-Kastel"

Wenn etwa 40 Interessierte dem Amtsleiter des Wiesbadener Stadtplanungsamtes, Camillo Huber-Braun, an den Lippen hängen und gespannt seiner Lichtbildpräsentation folgen, zeigt das, daß die CDU Kastel mit ihrem diesjährigen Flößerabend mal wieder voll ins Schwarze getroffen hat.
Im Gesellschaftsraum des Ristorante Piccolo Mondo waren zahlreiche Kasteler und Kostheimer zusammengekommen, um sich aus erster Hand über Stadtentwicklung und städtische Bauvorhaben in Kastel und Umgebung informieren zu laßen.
Nach Begrüßung durch die Vorsitzende, Ute Pohl, stellte der oberste Stadtplaner die Stadt Wiesbaden zunächst in einen regionalen Kontext mit enormem Bevölkerungswachstum und bezifferte den zusätzlichen städtischen Wohnraumbedarf bis 2035 auf 22.300 Wohneinheiten.
Das 2018 in der Stadtverordnetenversammlung verabschiedete Strategiepapier für eine langfristige Entwicklung Wiesbadens wird im Stadtplanungsamt als Arbeitsauftrag zur integrativen Betrachtung der Themen Wohnen, Freiraum, Verkehr, Leben und
Arbeiten betrachtet.
Nach einem kurzen Abriß über Wiesbadener Stadtentwicklungs- und Mobilitätsthemen zündete Camillo Huber-Braun, unterstützt
durch seinen für Kastel und Kostheim zuständigen Teamleiter Marcus Vaupel, ein Feuerwerk an angedachten und konkret geplanten Baumaßnahmen speziell für Kastel.

Als prominentes Beispiel dieser Maßnahmen war zunächst das Ostfeld, ein urbanes Entwicklungsgebiet zwischen Fort Biehler, Mülldeponie, Flugplatz und Siedlungsgebiet Erbenheim, herausragendes Beispiel. Hier sollen in einem Zeitraum von acht bis 15
Jahren ein Mix von Wohnen, Arbeiten, Natur und Biotopstrukturen geschaffen und bis zu 12.000 Menschen angesiedelt werden.
Dabei sollen auch Flächen für eine Konzentration des derzeit auf verschiedene Standorte im Stadtgebiet verteilten Bundeskriminalamts geschaffen werden. Durch Anbindung des neuen Stadtteils an das geplante Citybahn-Netz könne die Lebensqualität durch weniger Lärm und bessere Luft spürbar gesteigert werden.

Als Beispiele innerörtlicher Baumaßnahmen in Kastel und Kostheim konnte Huber-Braun auf das Rheinuferentwicklungskonzept, das Stadtumbaugebiet sowie das Integrierte Entwicklungs- und Handlungskonzept Wiesbadener Straße verweisen, allesamt Umbaukonzepte, die bereits beschloßene Rahmenplanungen und Konzepte für eine qualitätsvolle Stadtteil- und Freiraumentwicklung darstellen.

Das bereits 2012 politisch verabschiedete Rheinuferentwicklungskonzept wurde erst jüngst wieder aufgegriffen, um gastronomische Angebote zu schaffen, naturbelassene Bereiche zu definieren und das Ufer für Naherholung, Grünflächen und Wegebeziehungen zu entwickeln sowie Funktionen, wie Grillen, Sport und Spiel, Biotop- und Artenschutz sicherzustellen.

Solche Maßnahmen werden in das übergeordnete Regionalparkprojekt eingebettet. Das Stadtumbauprojekt Kastel/Kostheim greift das Rheinuferentwicklungskonzept erneut auf und fügt als Arealbausteine das Linde-Gelände, den Philippshof, den
Bereich Bahnhof/Reduit, die Waldhofstraße und die Zündholzfabrik sowie deren grüne Bezirksvernetzung hinzu.
Aktuell ist für die alte Güterhalle hinter dem Kasteler Bahnhof eine Eventnutzung in Planung, die von den Zuhörern zwar prinzipiell goutiert wurde, gleichzeitig aber auch den Ruf nach ausreichendem Parkraum für die Besucher aufkommen ließ.
Die Realisierung von etwa 800 Wohneinheiten auf dem früheren Linde-Areal steht unmittelbar bevor. Ein Leuchtturmprojekt mit sozialer Komponente stellt sicherlich der geplante Neubau eines gemeinsamen Bürgerhauses für Kastel und Kostheim dar.

Innerhalb der nächsten vier Jahre soll am neuen Standort ein multifunktionales Gebäude mit Parkplätzen entstehen und anschließend eine Aufwertung der derzeitigen Standorte durch entsprechende Nutzungsänderung erfolgen.

Die Steigerung der Lebensqualität durch weitere Gestaltung des Kasteler Rheinufers kam danach mit dem Projekt Kransand als neuer Freizeitort in den Blick von Redner und gebannten Zuschauern. Öffentliche Aktivitäts- und Sportflächen, verbunden mit
verbesserter Umsteigefunktion am Brückenkopf und gastronomischem Angebot in der Nähe des historischen Schiffsentladekrans dürften zu einem städtischen Sahnestück entlang des Flußufers führen.
Bliebe nur noch zu hoffen, daß der Parkdruck z.B. durch die Errichtung eines Parkhauses unter dem Hochkreisel gemindert würde. Die Konversion des Areals „Kastel Housing“ vom Kasernengelände zu einem Wohn- und Aufenthaltsgebiet der Extraklasse geht mit besonderen Maßnahmen einher:
Durch den Bau zweier Garagen, die neben dem Abstellen des eigenen Fahrzeugs zusätzliche Funktionen eines „Mobility Hubs“, wie Carsharing-Angebote, Verleihangebote für Fahrräder etc. übernehmen, wird das gesamte Gebiet quasi autofrei, wodurch spielende Kinder und flanierende Eltern und Großeltern einen innerstädtisch sehr seltenen Raum mit Schutz und besonderer
Aufenthaltsqualität erhalten sollen.
Hier werden spezielle Materialien (Holzturm und Hybridbauwerke), Bauformen (in sich verschachtelte Gebäude) sowie Miet- und
Organisationsformen (genossenschaftliches Bauen, Mehrgenerationenhäuser) realisiert, um auch entsprechenden Interessengruppen ein Angebot unterbreiten zu können.
Erneut wurde hier die erforderliche Anbindung solcher Gebiete an ein leistungsstarkes öffentliches Personennahverkehrssystem, wie beispielsweise die Citybahn, herausgestrichen. Schließlich gab es einen Ausblick auf weitere Baumaßnahmen im Kasteler Westen, wie in der Dyckerhoffstraße (Wohnen und Kindertagesstätte), die Hellinghöfe, die
Bebauung des ehemaligen Clemens-Geländes (Rheinblick) und des Karl & Co-Geländes sowie die GWW-Vorhaben in der Wiesbadener Straße.

Auch um der durch Teilnehmer geäußerten Sorge um Verkehrseinschränkungen zu begegnen, z.B. nach Errichtung von Trassen für die Citybahn, gab es zum Abschluß noch einen Statusbericht und einen Ausblick auf den weiteren Fortgang von Überlegungen zum Bau einer weiteren innerstädtischen Rheinbrücke.
Hier wurden bereits mehrere Standortvarianten untersucht und man steht vor der Vergabe einer Studie zur näheren Untersuchung (erforderliche Rampen, deren Länge und Einbindung in innerstädtische Straßenzüge beiderseits des Rheins) der derzeit als aussichtsreichst empfundenen Trassierungsvariante, stromunterseitig der Kaiserbrücke gelegen.
Auf Wunsch vieler Kasteler Bürger, artikuliert auch durch den hiesigen CDU-Stadtbezirksverband, bleibt die zusätzliche Rheinquerung im Fokus der Stadtplaner, wenn auch bis zu deren Errichtung noch eine ganze Menge des sprichwörtlichen Wassers den Rhein hinabfließen dürfte.

Als Fazit konnte Camillo Huber-Braun zusammenfaßen, daß in Kastel und Kostheim eine hohe Entwicklungsdynamik zu verzeichnen sei. Durch verstärkte soziale und strukturelle Vernetzung werde Lebensqualität geschaffen. Dabei habe das Rheinufer eine gesamtstädtische Bedeutung und gelten die AKK-Stadtteile aufgrund ihrer Orientierung hin zu beiden Landeshauptstädten Mainz und Wiesbaden als „Brückenstadt“ im regionalen Kontext.

Im Nachgang der Präsentation gab es zahlreiche Wortmeldungen der teilnehmenden Bürger, die punktuelle Nachfragen oder auch generelle Anmerkungen, z.B. hinsichtlich der zu berücksichtigenden Verkehrsströme und des erforderlichen Parkraums, zum Gegenstand hatten.
Am Ende konnten alle Interessierten aus der intensiven und sachgeladenen Veranstaltung Eindrücke und Informationen aus erster Hand mit nach Hause nehmen. Und es zeigte sich wieder einmal, daß der Spagat zwischen Einzel- und Gemeininteressen nur geschafft werden kann, wenn Sachverhalte möglichst transparent kommuniziert und diskutiert werden.

Der CDU Kastel blieb am Ende nur noch, sich mit einem Weinpräsent bei den eingeladenen Gastrednern zu bedanken und den interessierten Bürgern für das nächste Jahr eine Veranstaltung zur Citybahn anzukündigen.
Ute Pohl bedankte sich für die überaus zahlreiche und intensive Teilnahme und versprach für die CDU Kastel, an den heißen politischen Eisen dranzubleiben und auch weiterhin alles daranzusetzen, die Menschen unseres Stadtteils aus erster Hand und unprätentiös über aktuelle Themen zu informieren sowie Meinungsbilder zu erfassen, um diese zur Maxime eigener politischer Entscheidungen und Willensbildung zu machen.

Mit diesem Flößerabend hat die CDU Kastel mal wieder einen Akzent im öffentlichen und politischen Leben des Stadtteils gesetzt. Durch wechselnde Lokalitäten, Gäste und Referenten, Themen und Taten hat der Stadtbezirksverband es mal wieder verstanden, den Nerv der Zeit zu treffen und vielen Interessierten Informationen und Anregungen mit auf den Weg in ihren Alltag zu geben...
(Ralf Allmannsdörfer)




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