Kann man im Alter von 40 Jahren beruflich schon so viel erlebt haben, wie andere es in einem
ganzen Menschenleben nicht schaffen? Bereits nach den ersten Sätzen von Dr. Kristina
Schröder erkannten die faszinierten Zuhörer: Man kann! Auf Einladung der CDU Mainz-
Kastel hat die langjährige Direktabgeordnete des Wiesbadener Bundestags-Wahlkreises nach
freundlicher Begrüßung durch die Kasteler CDU Vorsitzende Ute Pohl vor Freunden und
Gästen auf 15 Jahre Tätigkeit im Berliner Reichstag bilanzierend zurückgeschaut, davon vier
Jahre als Bundesfamilienministerin auf der Regierungsbank. Dabei hat sie zahlreiche
Anekdoten, Eindrücke und Einschätzungen zum Besten gegeben. Als Dr. Kristina Schröder
sich mit 25 Jahren 2002 als frischgebackene – und später promovierte – Diplom-Soziologin
nach Berlin aufgemacht hatte, um politische Gestaltung auf höchster Bundesebene selbst mit
in die Hand zu nehmen, hatte sie nach jahrelanger kommunalpolitischer Tätigkeit als JUMitglied,
Mitglied in Kreis-, Bezirks- und Landesvorstand der CDU, Stadtverordnete und
Kreisvorstand der Frauenunion offenbar das nötige Rüstzeug und politische Visionen im
Gepäck, um dort über die Zwischenstation Umweltausschuss einen Sitz im Innenausschuss
des Deutschen Bundestages zu erlangen, der für sie beruflich sowie privat prägend werden
sollte: Zum einen wurde sie dort Sitznachbarin ihres heutigen Ehemannes und Vater ihrer
zwei Kinder (das dritte ist derzeit unterwegs), Ole Schröder, zum anderen konnte sie erste
Ausrufezeichen zu den Themen Integration/Islam/Islamismus setzen, musste dabei aber auch
die massive Bedrohung durch einen türkischen Zeitungsverlag erleben, gegen dessen
versuchte Einschüchterung sie sich nur mit rechtlichen Mitteln erbittert zur Wehr setzen
konnte. Sie hält es vor allem auch hinsichtlich der öffentlichen Diskussion für wichtig,
Integration nicht generell mit Assimilation gleichzusetzen. Allerdings sei es für bestimmte
Lebensbereiche, z.B. bei der Wahrung der Menschenrechte, unerlässlich darauf zu bestehen,
dass hierbei von Fremden eine 100%-prozentige Anpassung an hiesige Grundwerte
erforderlich und dies nicht verhandelbar sei.
Nach spannender Teilnahme am BND Untersuchungsausschuss erhielt Kristina Schröder nach
der Bundestagswahl 2009 den magischen Anruf der Bundeskanzlerin, die ihr eine Stunde
Bedenkzeit bei der Frage einräumte, ob sie bereit sei, das Amt Bundes-Familienministerin zu
übernehmen. Da die Hochzeit mit Ole Schröder bevorstand und außerdem klarer
Kinderwunsch bestand, ließ sie ihren heutigen Ehemann aus einer Sitzung mit dem
griechischen Botschafter holen, um sich mit ihm abzustimmen und schließlich Angela Merkel
die Zusage zu erteilen. Heute ist sie froh, diese Entscheidung getroffen zu haben, die ihr und
ihrer Familie privat einiges abverlangt hat, als z.B. nach der Niederkunft eine Betreuung des
Nachwuchses anstand. Inhaltlich empfand sie die Umsetzung ihrer Art von Familienpolitik
vor allem darin, Frauen und Familien die Wahl zu geben, sich entweder beruflich zu betätigen
und hierfür Unterstützung der öffentlichen Hand z.B. in Form von Betreuungsplätzen zu
erhalten oder sich selbst der Erziehung des Nachwuchses zu widmen und hierfür ggfs.
Finanzielle Unterstützung zu erhalten, ohne für das eine oder andere Lebensmodell
stigmatisiert oder benachteiligt zu werden. Sie hält die Wahlfreiheit von Frauen und Familien,
den einen oder den anderen Weg (oder ggfs. eine Kombination) zu gehen, für eine eherne
Aufgabe von Familienpolitik. Als zweiten Schwerpunkt ihrer Dienstzeit als
Bundesfamilienministerin zählt sie – bei Wegfall von Wehr- und Zivildienst – die Einrichtung
des Bundesfreiwilligendienstes, den sie heute als Erfolgsgeschichte sieht. Die vorher 90.000
Zivildienstleistenden mit einer Dienstzeit von sechs Monaten seien durch 40.000 „BuFDis“
mit einer Dienstzeit von 12 bis 18 Monaten ersetzt worden.
Neben den harten Fakten ihres Curriculum Vitae wusste Kristina Schröder durch
Innenansichten des politischen Berlin zu begeistern. Der Tagesablauf eines
Bundestagsabgeordneten, die Nickligkeiten zwischen Kollegen, der Rückhalt durch die
Bundeskanzlerin während der Zeit ihres Mutterschutzes, Anmerkungen zur laufenden
Koalitions- und Regierungsbildung, Interna über den Umgang von und mit anderen
politischen Protagonisten - jedweder Couleur – durften bei ihrer Tour d‘Horizon nicht fehlen
und waren das Salz in der Suppe des gemütlichen Abends.
Nach 15 Jahren bundespolitischer Tätigkeit auf höchstem Niveau haben sich die Eheleute
Schröder deutlich vor der zurückliegenden Bundestagswahl entschlossen, ihrem beruflichen
Weg – und damit auch dem privaten Leben - nochmal eine neue Ausrichtung zu geben –
selbstbestimmt, angekündigt und in geordneten Bahnen. Ihren Lebensmittelpunkt haben sie
(wieder) nach Wiesbaden verlegt, hier ihre älteste Tochter eingeschult und freuen sich auf den
anstehenden Familienzuwachs. Dr. Kristina Schröder wird sich zunächst als freie
Mitarbeiterin für eine Unternehmensberatung sowie als Kolumnistin der Tageszeitung „Die
Welt“ betätigen und freut sich auf die Geburt des dritten Kindes. Vor dem prasselnden
Kaminfeuer im Wintergarten des Kasteler Pappelhauses hätten die begeisterten Besucher
noch stundenlang zuhören können, wenn die Bundesministerin a.D. über Otto Schily, „VDL“
(Ursula von der Leyen), Hans-Christian Ströbele oder Thomas de Maizière berichtet. Um den
zeitlichen Rahmen aber nicht zu sprengen, konnten sie sich am Ende nur dadurch trösten, dass
Kristina Schröder ja jetzt wieder häufiger auf kommunaler Ebene anzutreffen sein wird. Oder
wie Ute Pohl es ausdrückte: Wir sind froh, sie zurück in Wiesbaden zu haben.
Nach einer eindrucksvoll pointierten Frage- und Diskussionsrunde bedankte sich Ute Pohl im
Namen der Anwesenden bei der Referentin, um ihr – quasi als Bestätigung der gut
getroffenen Entscheidung zur Rückkehr in die Heimat - die fast schon obligatorische Flasche
hiesigen Weins zu überreichen, die sie – so merkte Kristina Schröder launig an – hoffentlich
bis zur Niederkunft vor ihrem Mann verstecken wolle…
Mit diesem Kaminabend hat die CDU Mainz-Kastel mal wieder einen Akzent im öffentlichen
und politischen Leben des Stadtteils gesetzt. Durch wechselnde Lokalitäten, Gäste und
Referenten, Themen und Taten hat der Stadtbezirksverband es mal wieder verstanden, den
Nerv der Zeit zu treffen und vielen Interessierten Informationen und Anregungen mit auf den
Weg in ihren Alltag zu geben






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